Elf lange Jahre in der Regionalliga West werden ein Ende finden: Alemannia Aachen steht einen Schritt vor der Meisterschaft und dem Drittliga-Aufstieg. Durch den 1:0-Zittersieg beim SC Paderborn II hat der Spitzenreiter nun Matchball und kann in der kommenden Woche aus eigener Kraft alles perfekt machen. Oder sogar schon auf der Couch feiern, wenn der Wuppertaler SV bereits am Vortag patzt.
Im Spiel gegen die Zweitvertretung des SCP haben die Gelb-Schwarzen keinen überragenden Auftritt hingelegt und mussten sich nahezu die kompletten 90 Minuten aufs Verteidigen konzentrieren. Eine gute Offensivaktion reichte zu drei Punkten. Den Treffer des Tages erzielte Thilo Töpken (25.). Cheftrainer Heiner Backhaus war das "Wie" ziemlich egal. Er brachte nach Spielschluss einfach nur seinen Stolz auf die Mannschaft zum Ausdruck:
"Die Jungs haben den Gegner mit Herz und Leidenschaft geschlagen. Wir sind gegen eine Paderborner Mannschaft angetreten, die so nicht in jedem Regionalliga-Spiel aufläuft und Verstärkung von den Profis bekommen hat. Ich möchte meiner Elf ein ausdrückliches Lob aussprechen, was die Mentalität angeht. Auch, weil sie erkannt hat, dass in solchen Spielen nur etwas möglich ist, wenn man das Ego runterfährt und den Ball einfach mal wegschießt."
Über 4000 Aachen-Fans haben sich auf den Weg nach Ostwestfalen begeben und das Zweitliga-Stadion der Paderborner kurzzeitig zur "Heimspielstätte" gemacht. Zur Einstimmung auf die baldige Aufstiegsparty feierten die mitgereisten Zuschauer nach Abpfiff minutenlang ausgelassen mit der Mannschaft. Backhaus überwältigt: "Das ist so herzlich, so ehrlich und gerade. Ich bin total ergriffen. Der Verein ist einfach ein herzensguter Klub."
Sich davon nicht beirren zu lassen und bei sich zu bleiben, ist vorbildlich. Das Einzige, was wir beeinflussen können, sind unsere Leistungen. Falls wir es nicht schon auf der Couch erleben, haben wir es kommende Woche in der eigenen Hand.
Heiner Backhaus
Insgeheim hatten die Alemannen sicherlich schon auf eine Meisterfeier in Paderborn gehofft. Diese ist nur geplatzt, weil das Parallelspiel des Wuppertaler SV gegen Fortuna Düsseldorf II kurzfristig abgesagt wurde und der Aufstieg somit rechnerisch noch nicht offiziell ist. "Das sind Dinge, die gehören dazu. Ich hätte es lieber so gehabt, dass wir nach einem dreckigen Einwurf gehört hätten, dass Düsseldorf II ein Tor geschossen hat", gab Coach Backhaus zu.
Auf die Spielvorbereitung hatte die veränderte Ausgangslage allerdings keinen Einfluss: "Sich davon nicht beirren zu lassen und bei sich zu bleiben, ist vorbildlich. Das Einzige, was wir beeinflussen können, sind unsere Leistungen. Falls wir es nicht schon auf der Couch erleben, haben wir es kommende Woche in der eigenen Hand." Dann wird am Tivoli der 1. FC Bocholt erwartet (27. April, 14 Uhr). Der WSV muss bereits am Freitagabend beim SC Fortuna Köln antreten (26. April, 19.30 Uhr).
So oder so: Tritt kein Wunder ein, ist der Aufstieg den Aachenern nicht mehr zu nehmen. Das spüren auch Verantwortliche und Spieler. Auf der Busfahrt von Paderborn zurück an die belgische Grenze könnte bereits schon mal angestoßen worden sein. Das deutete Coach Backhaus vor der Abreise zumindest schmunzelnd an: "Zuerst wird der Trainer das Navi bedienen und die nächste Tankstelle anvisieren. Der Bus ist leer und muss vollgetankt werden. Es fehlt Sprit. Ob für den Bus oder die Passagiere sage ich nicht. Auf jeden Fall wird getankt."